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Das Konzept

Orientierung schaffen, Eigenverantwortung stärken

Eine Hochschule kann unterstützen, sie kann nicht wie eine Schule den Studierenden die Verantwortung abnehmen. Mit dieser Kernaussage startete 2016 das Hofer MINT-Lenkrad als Teil des durch den Freistaat Bayern begründete MINTerAKTIV-Projektes. Die Hochschule Hof will mit ihren MINT-Aktivitäten Studieninteressierte bei der Orientierung unterstützen und die Studierenden im gesamten Studium aktiv begleiten. Als zentraler Einstiegspunkt wurde dazu das Hofer MINT-Lenkrad geschaffen: Das Konzept fasst alle Aktivitäten in einem Rahmen zusammen, schafft Orientierung und stärkt die Eigenverantwortung des Einzelnen.

Das Lenkrad ist geteilt in vier Quadranten, welche die Abschnitte einer Hochschulausbildung darstellen: Schule (prae), das erste Studienjahr (elementa), das zweite und dritte Studienjahr (progressus) und Wirtschaft (post).

Genauso entscheidend wie die einzelnen Abschnitte sind aber die Übergänge zwischen diesen, welche wirksame Eingriffspunkte bieten und an denen die Hochschule Angebote leistet. Daher werden in einer weiteren Gliederungsebene im Inneren des Lenkrades die sieben Phasen einer Hochschulausbildung aufgezeigt (Vier Abschnitte und deren Übergänge), und die Angebote der Hochschule darin eingebettet. Die Phase 0 als achte Phase beinhaltet die phasenübergreifenden Angebote und stellt auch die Verbindung zur Region dar.

Die MINT-Datenbank

Das Projektteam hat sich zum Ziel gesetzt, die durchgeführten Veranstaltungen kontinuierlich auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Dazu wurde eine MINT-Datenbank geschaffen, welche es erlaubt, den einzelnen Studierenden besser zu verstehen und ganz gezielt zu fördern sowie den Lehrenden Erkenntnisse für eine Optimierung ihrer Veranstaltungen zu ermöglichen.

Die Hochschulen stehen speziell in den MINT-Fächern vor der Schwierigkeit, mit begrenzten Mitteln sehr heterogene Studierendengruppen zu jeweils einer einheitlichen Qualifikation zu führen und dabei das Niveau ausreichend hoch zu halten, um die Anforderungen der Wirtschaft in möglichst großem Maße zu erfüllen. Letzteres ist der Hochschule Hof besonders wichtig, da sie stark in der Region verwurzelt ist und sich besonders in der Verantwortung für die regionalen Unternehmen sieht.

Um diesen Spagat leisten zu können, bedarf es einer zielgerichteten und individuellen Begleitung und Förderung der einzelnen Studierenden. Diese kann aber nur erfolgen, wenn man die eigenen Studentinnen und Studenten „kennt“, das bedeutet, man ist sich über Merkmale und Merkmalskombinationen bewusst, die zu Schwierigkeiten führen. Dann können für die betroffenen Gruppen gezielt Maßnahmen ergriffen werden.

Um die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen sicherstellen zu können, müssen diese evaluiert werden. Um den gefährdeten Studentierenden helfen zu können, bevor es zu spät ist, müssen diese erkannt werden. Um begabte Studierende fördern zu können, müssen diese identifiziert werden. Und um zu erkennen, ob das Konzept zur Durchlässigkeit stimmig ist, müssen Rückschlüsse von Studienerfolg auf die anerkannten Leistungen und Abschlüsse möglich sein.

Die Datenbank der Studentenverwaltung, PRIMUSS, wurde zu einem anderen Zweck errichtet und kann diese Fragestellungen nicht beantworten. Daher wurde eine eigene Datenbank geschaffen, welche die erforderlichen Daten aus der PRIMUSS-Datenbank in Zusammenarbeit mit der Campus IT einliest und für die eigenen Zwecke aufbereitet. Anschließend wird diese noch um weitere Informationen aus anderen Quellen erweitert. Eine Einverständniserklärung der Studenierenden zu Beginn ihres Studiums, welche an den Einführungstagen freiwillig eingeholt wird, schafft die rechtliche Grundlage für die Erhebung und Verarbeitung individueller Daten.

Es gibt Ansätze anderer Hochschulen (Hörnstein, Kreth, Blank, Stellmacher, 2016; Hoffmeister, 2015), welche ein Monitoring auf der Basis von erworbenen Credit Points durchführen. Für die genannten Ziele der Hochschule Hof reicht diese rein auf der erbrachten Arbeitsleistung basierende Kennzahl jedoch nicht aus. Für die Untersuchung der Annerkennungspraxis sowie für eine gezielte Betreuung der Studierenden im NotenMonitoringProgramm (NMP) ist die Note als Basiskennzahl erforderlich, denn bisweilen weist auch eine schlechte Note in einer bestandenen Prüfung in einem Grundlagenfach auf ein dringend zu behebendes Defizit hin. Damit bildet die MINT-Datenbank die Basis für:

  • Das Noten-Monitoring-Programm
  • Die Wirksamkeitsuntersuchungen der Tutorien, Repetitorien und Vorbereitungskurse
  • Die Untersuchung der Notenanerkennungspraxis (Durchlässigkeit)

Unter zu Hilfenahme der MINT-Datenbank konnte bereits nachgewiesen werden, dass der Studienerfolg überwiegend nicht vom Dozenten abhängt, sondern vom einzelnen Studierenden. Durch solche Aussagen lässt sich die Motivation der Studentinnen und Studenten weiter verbessern (Linß, 2015).

Das NotenMonitoringProgramm

In der Vergangenheit musste die Hochschule Hof die Erfahrung machen, dass Studierende häufig erst in die Beratung kommen, wenn Sie dreimal eine Prüfung nicht bestanden haben. Dies ist sehr bedauerlich, da an diesem Punkt nur noch eine Beratung zu Alternativen angeboten werden kann, das Studium aber nicht mehr erfolgreich abgeschlossen werden kann. Die Hochschule Hof hat sich daher zum Ziel gesetzt, gefährdete Studierende unmittelbar nach Auftreten der Gefährdung zu identifizieren und gezielt anzusprechen. Dafür wurde in Zusammenarbeit mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden sowie der Hochschule Coburg (Sinterhauf & Köbler, 2015) ein auf Tabellenkalkulation und der MINT-Datenbank (s.o.) basierendes Monitoring-Programm geschaffen, welches nach Auftreten bestimmter Faktoren eine Indizierung der Studierenden vornimmt.

Die so erfassten Studierenden werden von der Studienberatung angeschrieben und zu einem Beratungsgespräch eingeladen. Gemeinsam und mit viel Einfühlungsvermögen und Erfahrung der Studienberatung wird schließlich untersucht, ob und wie das Studienziel noch erreicht werden kann.